Geschichte

Die Geschichte unseres Vereins

Artikel zum 40. jährigen Jubiläum in 1994

Die deutschen Landwirte und Zuchtverbände brauchten mehrere Jahre, um die Pferdeverluste des 2. Weltkrieges zu verschmerzen. Der edelste Freund des Menschen mußte in seinem Bestand einen gewaltigen Aderlass hinnehmen. Anfang der 50-er Jahre, bei noch zögerndem Wirtschaftsaufschwung, diente das Pferd in erster Linie den Bauern als Zug- und Wirtschafts-Pferd. Trotzdem erkannte man in vielen Dörfern und Städten, daß der Pferdesport als wichtiger Bestandteil der Pferdezucht anzusehen ist. Er trägt mit seinen Härteprüfungen zur Auslese der besten Hengste und Stuten bei und vermittelt zugleich dem Reiter höchste Freuden.

Dies waren die Beweggründe, daß am 07. Oktober 1954 der Reit- und Fahrverein Erzhausen aus der Taufe gehoben wurde. Im "Egelsbacher Hof" trugen sich die Mitglieder in die Gründungsliste ein. Als 1. Vorsitzender wurde Georg Bormet gewählt. Den weiteren Vorstand bildeten Karl Klink jun. (2. Vorsitzender), Erwin Breidert (Rechner), Peter Lotz (Schriftführer), Philipp Berck und Kurt Kisselbach (Reitlehrer). Zur Förderung und als Werbung für den Reitsport veranstaltete man am 12.12.1954 einen Sternritt. Von drei Ortseingängen kamen 27 Reiter aus Arheilgen, Sprendlingen und Weiterstadt angeritten. 15 Erzhäuser Teilnehmer schlossen sich an. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Heinrich Lotz und einer Ansprache der Kreisvorsitzenden in der Heinrichstraße gab es einen Ritt durch den Ort, wobei die Bevölkerung für das ungewohnte Bild reges Interesse zeigte. Bereits im ersten Jahr des Bestehens nahmen Reiter am Reitertag in Sprendlingen teil. Hierbei konnte im Abteilungsreiten für Anfänger mit Georg Bormet, Erwin Breidert, Hans Knöß und Kurt Kisselbach der 1. Preis errungen werden. Am 16. November wurde die erste Fuchsjagd in Erzhausen durchgeführt. Jagdbeginn und Auslauf war die Kreuzung Frankfurter Straße / Mörfelder Weg. Mit den Jagdreitern aus Darmstadt-Arheilgen und Sprendlingen traf man sich anschließend zu einem gemütlichen Beisammensein.

Das zwingende Problem Reitplatz konnte durch einen Pachtvertrag über ein Grundstück von Heinrich Mertz zwischen Egelsbacher Weg und Heegberg endlich gelöst werden. Bis zur Herrichtung zu einem Reitplatz dauerte es allerdings noch einige Monate. Der erste eigene Reitertag wurde deshalb auf dem Sportplatzgelände der Sportvereinigung in der Bahnstraße abgehalten. Neun Reitervereine mit 56 Pferden traten unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Heinrich Lotz zum Wettbewerb an. In einem feierlichen Akt fand die Einweihung eines Vereinswimpels und am Abend ein Reiterball im "Erzhäuser Hof" statt.

Bei einem Turnier in Sprendlingen hatten acht und in Pfungstadt vier Erzhäuser Reiter bei der Einzelwertung zum Teil schöne Erfolge erzielt. Die Teilnahme bei den jährlichen Kreisversammlungen und Delegiertentagungen des Verbandes wurde als notwendig und nützlich hervorgehoben und auch stets als Pflicht angesehen. Ab 1. April 1957 wurden alle Reitvereine in den Landessportbund Hessen e.V. aufgenommen. Dies bewirkte gleichzeitig einen ordentlichen Versicherungsschutz.

Ein geselliges Ereignis in den ersten Jahren war 1958 der Reiterball vom Kreisreiterbund im "Erzhäuser Hof". Es wurden alljährlich auch auswärtige Veranstaltungen besucht. In den folgenden fünf Jahren war infolge mäßigen Trainingsbesuches nur eine geringe sportliche Beteiligung an auswärtigen Turnieren und Jagden möglich. Hierbei spielte die Rückforderung des Reitplatzes eine große Rolle. Erst 1961 konnte ein neuer Reitplatz am Heegberg durch uneigennützige Hilfe vieler Vereinskameraden fertiggestellt werden. Ein großes Arbeitspensum leistete hierzu unser Reitlehrer Kurt Kisselbach. Nun war es möglich, den 2. Reitertag 1962 zu veranstalten. Trotz ungünstigen Wetters hatten sich viele Zuschauer eingefunden.


Die Jahreshauptversammlung 1962 brachte eine wesentliche Verjüngung des Vorstandes. Als 2. Vorsitzender wurde Hermann Tänzer jun., als Rechner Karl Klink jun. und vier junge Aktive als Beisitzer gewählt. Erwin Breidert löste bei der Vorstandswahl 1963 Georg Bormet sen. als Vorsitzenden ab, der nach seiner Tätigkeit zum Ehrenvorsitzenden ernannt und dafür bei einem Familienabend mit einer Plakette geehrt wurde.

Im Sommer 1963 wurde eine Voltigiergruppe gebildet. Unter der Übungsleitung von Kurt Kisselbach trainierten mit Begeisterung 16 Kinder. Auch bei den Unterrichtsstunden über die Theorie des Reitens waren alle jungen Reiterfreunde dabei. Leider fehlte es an den nötigen Pferden. Zu Lob und Dank sah man sich Georg Bormet sen. verpflichtet, der seine Stute "Lotte" zur Verfügung steIlte. Die Voltigiergruppe machte in kurzer Zeit beachtliche Fortschritte und konnte bereits nach einjährigem Bestehen bei fünf auswärtigen Turnieren viel Beifall ernten.

Von der zunehmenden Technisierung blieb auch die Landwirtschaft nicht verschont. Traktoren und moderne Maschinen aller Art verdrängten immer mehr den edlen Vierbeiner. Am 18. Oktober 1964 würdigte man deshalb den "Tag des Pferdes" mit einem Umzug durch den Ort. Mit dem Motto "... das Pferd muß uns bleiben" wurde durch Ausschnitte aus dem Trainingsprogramm die Bevölkerung aufmerksam gemacht.

Auf Antrag des Vorstandes erfolgte 1964 die Eintragung in das Vereinsregister beim Landgericht Darmstadt. Bei den Vorstandswahlen übergab Kurt Kisselbach die von ihm mit großem Erfolg geführte Voltigiergruppe seinem Sohn Peter. Ab 1965 wurde Ernst Breidert Rechner, Georg Knöß Schriftführer im Jahr 1967 und Willi Büttner der 2. Vorsitzende im Jahr 1968.

Durch laufende Verbesserungsarbeiten am Reitplatz konnte wieder ein Reitertag mit Dressur-, Spring- und Fahrprüfungen sowie einem Voltigierwettkampf durchgeführt werden. Hierbei belegte die Voltigiergruppe den 2. Platz hinter Frankfurt. Man musste feststellen, daß sich der vereinseigene Pferdebestand beachtlich gesteigert hatte. In den weiteren Jahren sah sich der Vorstand durch die steigende Mitgliederzahl - besonders auch durch aktive Reitsportfreunde mit eigenen Pferden - ermutigt, alljährlich im Sommer ein Reitturnier zu veranstalten. Dabei wurden die Teilnehmerscharen von außerhalb immer umfangreicher. Die Erzhäuser Aktiven beteiligten sich andererseits in den letzten Jahren immer mehr bei Turnieren und Jagden im Landkreis und darüber hinaus.

Einen wichtigen Zugewinn für die dringend notwendige Reitplatzvergrößerung bildete 1969 ein Grundstückskauf von Friedrich Becker. Der damit möglich gewordene Platz nach Idealmaß schuf die Voraussetzungen für das bis dahin größte Reit- und Fahrturnier am 6. August 1971. Zum Start kamen 300 Pferde. Reichliche Spenden ermöglichten Ehrenpreise für alle Disziplinen. Eine Vereinsfahne wurde geweiht. Die Zahl der Turnierpferde und Turnierreiter, die von Nah und Fern alljährlich für zwei bis drei Tage nach Erzhausen zum friedlichen Wettbewerb und einer Pferdeleistungsschau anreisten, vergrößerte sich von Jahr zu Jahr. (im Jahr 1975: 400 Pferde und 1250 Nennungen / im Jahr 1976: 430 Pferde und 1400 Nennungen)

Als ein Meilenstein in der Turniersportgeschichte des Vereins kann das Reitturnier vom 12. bis 14. August 1977 bezeichnet werden. Durch die erfolgreichen vorausgegangenen Turnierveranstaltungen in Erzhausen wurde unser Verein mit der Ausrichtung der Kreismeisterschaften beauftragt. Viele Zuschauer erlebten an drei Tagen interessanten Sport mit rund 500 Pferden und 1450 Nennungen. Reitturniere in dieser Größenordnung benötigen für den Außenstehenden ein unglaubliches Aufgebot von Einsatzkräften.

Eine wesentliche Erleichterung in vielerlei Hinsicht brachte die im August 1978 fertiggestellte Wetterschutzhalle der Gemeinde neben dem Reitplatz. Auch mit dem ebenfalls von der Gemeinde angeschafften Toilettenwagen wurde ein schwerwiegendes Problem gelöst. Beim letzten und bis dahin größten Reitturnier an vier Augusttagen im Jahr 1978 mit 680 Pferden und über 1980 Nennungen konnten sich beide Einrichtungen zeit- und nutzbringend auswirken.


Als zweite Großveranstaltung fand in jedem Jahr im Oktober eine Fuchsjagd mit abendlichem Hubertusball als Ausklang statt. Auch hier konnte man analog den Reitturnieren eine ständig zunehmende Reiterschar mit bis zu 90 und mehr Pferden zählen.

Aus dem üblichen Rahmen fiel die Hubertusjagd am 12. Oktober 1974 anläßlich des 20-jährigen Bestehens des Reit- und Fahrvereins. Frau Pfarrerin Wendt las eine Hubertusmesse, der Bläserchor "Les Fanfares de Trompes de Chasse Debuche de Forbacft" trat in schmucker Uniform in Erscheinung und es erfolgte eine Schleppjagd hinter der Odenwald-Beagle-Meute. Der Hessische Rundfunk brachte eine Fernsehaufzeichnung vom Geschehen. Am Abend fand beim großen Hubertusball im Sportheim ein denkwürdiger Tag mit vielen Freunden aus dem weiten Umkreis seinen harmonischen Abschluß.

Zu den vergangenen Turnieren konnten wir fast immer unseren stets für den Reitsport aufgeschlossenen Bürgermeister Albert Leyer als Schirmherren gewinnen. Im Jahr 1977 war es Horst Deusinger. Die reitsportlichen Veranstaltungen des Reit- und Fahrvereins waren bisher sehr geschätzt und der Name Erzhausen bekam einen guten Klang. Beachtliche Erfolge in den letzten Jahren durch eigene Reiter brachten über den südhessischen Raum hinaus Anerkennung.

Die Aus- und Weiterbildung zu tüchtigen Reitern und die Leistungssteigerung durch bestmögliches Training waren stets die angestrebten Ziele des Vereins. Im Jahr 1977 konnte der neu verpflichtete Reitlehrer Herr Brisi zehn Vereinsmitgliedern die Erwerbung des Reiterabzeichens in der Reithalle des Reiterkameraden Kurt Schmidt ermöglichen.

1979 feierte der Reit- und Fahrverein sein 25-jähriges Jubiläum. Er veranstaltete ein Reitturnier vom 17. bis 19. August 1979 das mit ca. 400 Pferden sehr gut besucht war. Im Herbst des Jahres (13.07.79) fand eine große Schleppjagd hinter der Odenwald-Beagle-Meute mit anschließendem Hubertusball im Sportheim statt.

Für die Jugendlichen begann man jedes Jahr ein Vereinsturnier zu starten, um die Heranführung an den Turniersport zu erleichtern. In den ersten Jahren wurde dies auf dem Reitplatz am Heegberg veranstaltet. In den letzten Jahren jedoch wurde dieses Turnier auf den Hof von Kurt Schmidt verlegt. Die aktiven Reiter des Vereins konnten bei den eigenen und benachbarten Turnieren große Erfolge und Platzierungen erzielen.

Der Reit- und Fahrverein kann mittlerweile auf eine stattliche Mitgliederzahl verweisen und sieht es als seine vornehmste Aufgabe, jeden sportinteressierten Reiter in seinen Reihen willkommen zu heißen.


Möge das diesjährige Jubiläum unser Ansporn sein, in den nächsten Jahren die kommenden Aufgaben mit Tatkraft zu bewältigen und an die letzten 40 Jahre anzuknüpfen.

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